Tagesfahrt zum Hetzleser Berg und nach Kalchreuth


 

Die positive Überraschung vorneweg: Am Vortag unseres Tagesausfluges hatte es wie aus Eimern geschüttet, und der Wetterbericht für diesen 28. Juni klang ebenfalls ziemlich düster. Alle 35 Teilnehmer unseres Ausflugs waren mit Regenschirmen bewaffnet, und den dichten Wolken nach nicht ohne Grund. In Hetzles, dem schönen Dorf, von dem aus wir uns auf den steilen Anstieg zum Berg machten, herrschte optimales Wanderwetter – noch leicht wolkig, dabei warm, aber nicht zu warm. Im Laufe des Tages wurde es immer schöner, so dass man am späten Nachmittag behaglich die Sonne genießen konnte. Ein Regenschirm ist halt doch oft eine zuverlässige Versicherung….

 

Der Vormittag war der geologischen Erkundung des „Hetzlas“ gewidmet.

 

So wird der Berg in der Erzählung „Thomas“ von Friedrich Merkenschlager genannt, für deren Neuherausgabe der Heimatverein zeichnet. Das brachte

 

die Idee mit sich, dass man auf den Spuren dieser fiktiven literarischen Figur einige besondere Schönheiten unserer fränkischen Heimat erleben könnte.

 

Dieser Thomas ist in Kalchreuth – zwischen Erlangen und Nürnberg gelegen - aufgewachsen, wohin er stets von allen seinen Lebensstationen wenigstens besuchsweise zurückkehrte. Er starb vor Verdun. Friedrich Merkenschlager aus Hauslach hat in seine Erzählung viel eigenes Erleben eingebracht – einer der wichtigsten Handlungsorte ist neben der Gegend um Kalchreuth der Georgensgmünder Bühl – und dort wie in Kalchreuth treibt den Thomas seine Begeisterung für geologische Fragen um. Lias, Dogger, Malm, oder schwarzer, brauner, weißer Jura – dafür begeisterte sich der Held der Erzählung ebenso wie sein Autor, und einen gleichermaßen begeisterten, kundigen Geologen hatten wir auf dieser Fahrt in der Person von Bernd Reitberger aus Roth dabei. Vor besonders schönen Fernblicken, im Steinbruch oder auf der Hochfläche oberhalb vom Streitbaum erklärte er fesselnd die Entstehung und den Aufbau des Fränkischen Schichtstufenlandes. Neben seinen lehrreichen Skizzen kam auch immer wieder der Spaten zum Einsatz, und gelegentlicher Kirschen-„Mundraub“ versüßte den Erkenntnisgewinn.

 

In der Gaststätte, die im Haller´schen Schloss von Kalchreuth eingerichtet wurde, haben wir zu Mittag gegessen, um dann am Nachmittag ausgiebig die benachbarte Kirche zu besichtigen. Die Situation ist hier dieselbe wie in etlichen anderen Orten: Bedeutende Nürnberger Patrizierfamilien haben neben ihren Landschlössern wunderschöne Kirchen errichten lassen – so die Familie Kress in Kraftshof oder die Rieter in Kalbensteinberg. Die Familie Haller von Hallerstein hat über Jahrhunderte Kalchreuth als Sommersitz genutzt, und mit dem Ausbau der Kirche und deren  kostbarer Ausgestaltung entstand ein wahres Schatzkästlein – von Merkenschlager in seinem „Thomas“ liebevoll so genannt. In den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts haben berühmte Nürnberger Künstler hier gearbeitet. Die spätgotische Architektur, der kostbare Hochaltar, das Sakramentshäuschen von Adam Kraft, die Terrakotta-Apostel, die prächtigen Textilarbeiten – alles in sich stimmig und von erlesener Schönheit.

 

 

Karl Hirschmann